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Michael Hammers Schmiede Aachen

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In der Schmiede Aachen restauriert, Adlerpult des Aachener Domes, Detailausschnitt Adlerkopf  Bild: Michael HammersIn der Schmiede Aachen restauriert, Adlerpult des Aachener Domes, Detailausschnitt Adlerkrallen  Bild: Michael HammersIn der Schmiede Aachen restauriert, Adlerpult des Aachener Domes, Detail Adlerkopf, halbfrontal  Bild: Michael HammersIn der Schmiede Aachen restauriert, Adlerpult des Aachener Domes, Rückansicht mit Fledermaus  Bild: Michael HammersIn der Schmiede Aachen restauriert, Adlerpult des Aachener Domes, Detail Löwenkopf  Bild: Michael HammersIn der Schmiede Aachen restauriert, Adlerpult des Aachener Domes, Detail der Inschrift von 1874 Bild: Michael HammersIn der Schmiede Aachen restauriert, Adlerpult des Aachener Domes, Detail Fialen an den Strebepfeilern des Sockels Bild: Michael HammersIn der Schmiede Aachen restauriert, Adlerpult des Aachener Domes, Detail des Kopfes der Fledermaus Bild: Michael Hammers

Das Adlerpult des Aachener Doms

24.03.2015

Vielen Aachenern wird es aufgefallen sein: Seit Längerem fehlte in der Chorhalle des Aachener Domes das Adlerpult?
Es war bei uns: Aachens Schmieden!

Wir waren beauftragt das Adlerpult des Aachener Domes statisch zu sichern, zu reinigen und zu präservieren. Anfang dieser Woche haben wir es wieder an seinen Platz gebracht. Pünktlich noch vor Karwoche und Ostern. 

Für Denkmalpfleger und Konservatoren weltweit ist Michael Hammers aufgrund seines umfassenden Fachwissens ein kompetenter Berater.

Und seine Begeisterung für die Leistungen der Vergangenheit steckt uns an, nicht nur von ihm die traditionellen Techniken der handwerklichen Metallbearbeitung und -restaurierung zu erlernen und zu beherrschen, sondern uns auch für die Geschichte und die Geschichten dahinter zu interessieren.

Das Adlerpult des Aachener Domes stammt aus dem Jahr 1450 und wurde im Maastal gegossen.

Michael Hammers begutachtet das Adlerpult im Aachener Dom vor der RestaurierungViele Städte des Maastales waren schon im frühen 13. Jahrhundert berühmt für ihre hochwertigen Messinggüsse. Die wallonische Stadt Dinant, die zum Fürstbistum Lüttich gehörte, war mit ihren Kupfermeistern das Zentrum einer stetig wachsenden Industrie.
Die Dinanter Kaufleute exportierten Leuchter, Gießgefäße, Kreuze, Kreuzständer, Taufbecken, Rauchfässer, Pulte, Weihwassereimer, Grabplatten, Zierschüsseln und Haushaltsgeräte aller Art in alle damaligen kulturellen Zentren und verhalfen Stadt und Region zu Wohlhaben und Reichtum.

Dinant wurde 1466 feindlich niedergebrannt. Die berühmten Kupfermeister wanderten aus, die Stadt verlor ihre Monopolstellung. In Maastricht und in Aachen entstanden neue Messingwerkstätten. Die Reformationskämpfe vertrieben die protestantischen Meister aus Aachen, die in Stolberg bei Aachen eine neue Messingindustrie begründeten. In deren Nachfolge entstanden dort die noch heute bedeutenden Zinkwerke

„Dinanderies“ aber ist bis heute noch im Französischen der Begriff für alle Messingwaren. Und bis Mitte des 20. Jahrhunderts kannte auch der deutsche Sprachgebrauch den Begriff „Dinanterien“.

Adlerpulte waren und sind Lesepulte mit ganz besonderer Bedeutung.

Das Aachener Pult hat einen hohen, dreiseitigen Sockel, der auf Löwen ruht und eine gotische Architektur mit Maßwerkfenstern und Strebepfeilern abbildet. In dieser Art ist es typisch für seine Entstehungszeit.

Wenn auch der Adler das Attribut des Evangelisten Johannes ist, ist das doch nur ein Teil des Sinnbildes: Mit ausgebreiteten Schwingen greift der Adler mit seinen gewaltigen Krallen auf der Weltkugel einen Drachen, der für das Böse steht. In diesem Gestus stützt der Adler dann auch das Evangelienbuch, das Lektionar oder das Antiphonal, wenn es aufgelegt wird.

Die Fledermaus

„HOC OPUS PULPITI SUB FINEM SAECULI X OCTAVI CONFRACTUM ATQUE DIRUTUM IN PRISTINAM FORMAM REDIGENDUM CURAVIT CHORUS CANENTIUM „CONCORDIA“ AQUISGRANI  A.D. MDCCCLXXIV.“

Herr Klaus Langes hat für uns diese Inschrift auf dem Sockel des Pultes aus dem Lateinischen in das Deutsche so übersetzt:
"Dieses Werkstück eines Pultes wurde gegen Ende des 18. Jhdts. zerbrochen und zerstört, und dafür, dass es in den alten Zustand zurückgeführt wurde, sorgte der Sängerchor „Concordia“. Aachen im Jahr des Herrn 1874."

Die Inschrift bezeugt, dass im Jahr 1874 der Sängerchor Concordia die damalige Restaurierung des Pultes gestiftet hat.

Aus dieser Zeit stammt auch die Fledermaus auf dem Rücken des Adlers.
Sie wurde in Stolberg gegossen.

Technisch stabilisiert sie die Flügel des Adlers.

Die Fledermaus ist aber auch das Symbol für Tod und Teufel.

Und dessen Fratze hat nichts mehr zu lachen, wenn auf ihr die Bücher liegen, aus denen von der Liebe Gottes und dem ewigen Leben vorgelesen und gesungen wird.

 

Bemerkenswert:
Seit Kurzem gibt es durch das UNESCO Weltkulturerbe-Programm auch vom Aachener Dom eine interaktive 360 Grad-Dokumentation: